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Gruyère-Fribourg-Morat - Beschreibung

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Die Chemins de fer Fribourgeois, die Staatsbahn des Kantons Fribourg, sind ein recht vielseitiges Unternehmen. Neben einem großen Busliniennetz betreiben sie die normalspurigen Bahnlinien Fribourg - Murten - Ins und Bulle - Romont sowie ein meterspuriges Bahnnetz von 48,2 km Länge. Hier soll nur letzteres interessieren.
Die schmalspurigen Strecken Bulle-Châtel St.Denis-Palézieux, Bulle-Gruyère-Montbovon und Bulle-Broc bedienen den südlichen Teil des durch seinen Käse berühmten Greyezerland und das obere Broyetal. Halbkreisförmig umschließt die Bahn das Moléson-Massiv, den letzten Ausläufern der Alpen. Zusammen mit MOB und CEV bilden die GFM-Linien ein großes Schmalspurnetz in der Westschweiz.

Geschichte

Auch im Kanton Fribourg wurden Mitte des 19. Jahrhunderts viele Pläne verfolgt, um zu einem Bahnanschluß zu kommen. Am 8. September 1895 wurde die Gesellschaft Châtel-Bulle-Montbovon (CBM) gegründet, die sich bald in Chemins de fer Electriques de la Gruyère (CEG) umbenannte. Als weitere Bahngesellschaft entstand am 6. November 1899 die "Châtel-Palézieux (CP)". Die CP begann bald mit den Bauarbeiten für ihre 6,9 km lange Linie und konnte diese bereits am 29. April 1901 eröffnen.

Bis 1904 gingen alle Teilstücke der CEG in Betrieb. Aufgrund der schlechten Ertragslage fusionierte die CP am 20.12.1912 mit der CEG. 1909 erhielt die CEG die Konzession für die Seitenlinie Bulle-Broc. Am 24.6.1912 wurde der Gesamtverkehr bis zum Endpunkt der Schokoladenfabrik Cailler (heute Nestlé) in Broc aufgenommen. Damit war die größte Ausdehnung des Netzes erreicht. Die Linie Bulle- La Roche- Fribourg kam wegen des 1. Weltkrieges nicht zustande. Statt dessen führte die CEG am 1.5.1916 eine Buslinie ein.

1927 kam eine gemeinsame Direktion für die CEG, die Tramways de Fribourg und die Bahngesellschaft Fribourg - Morat - Anet FMA (Fribourg - Murten - Ins) zustande. Wie viele andere Privatbahnen geriet die CEG in den dreißiger Jahren in eine schwierige Phase. Das Privatbahnhilfegesetz von 1939 schaffte die Grundlage für eine Gesundung des Unternehmens. Bedingung war jedoch die Fusion der drei im Kanton Fribourg bestehenden Privatbahnen. So schlossen sich am 1.1.1942 die CEG, die BR und die FMA zu den Chemins de fer Fribourgeois zusammen, die als Zusatz die Namen Gruyère - Fribourg - Morat (GFM) in ihre Firmenbezeichnung aufnahmen.

Nach ersten Renovierungsmaßnahmen war der Bestand der Gesellschaft bereits 1960 wieder in Frage gestellt. Erst 1974 wurde der Bestand der Bahn durch den Bund garantiert. Die zwischenzeitlich angelaufenen Kiestransporte für den Bau der Nationalstraße N12 konnten das Betriebsergebnis bis dahin nicht anheben. Nach der Zusage des Bundes wurde die Bahn umfangreich saniert und der Bahnhof Montbovon umgebaut. 1982 wurde zwischen Châtel-St. Denis und Palézieux der gesamte Oberbau erneuert und der Rollbockverkehr mit den neuen, von ACMV in Vevey entwickelten Rollböcken eingeführt. Für den Güterverkehr erhielt die GFM 1983 zwei Lokomotiven GDe 4/4, die baugleich mit denen der MOB sind; sie führen vor allem Rollbockgüterzüge.


Technik und Betrieb

In Palézieux befinden sich die Übergabeanlagen für den Rollbockverkehr zur SBB. Der Bahnhof liegt als Einziger nicht auf Freiburger, sondern auf waadtländischem Boden, und ist mit 668 m der tiefste Punkt des Netzes. Größtenteils der Straße folgend, schließt sich die Strecke nach Châtel-St. Denis an. Die großzügigen Gleisanlagen des heutigen Kopfbahnhofs weisen noch auf den früheren Charakter als Durchgangsbahnhof hin: bis 1969 führte in südlicher Richtung die Linie der CEV nach St. Légier und Vevey weiter. Der Bahnhof verfügt über eine Remise und einen eigenen Stationstraktor. Die Züge wechseln hier die Fahrtrichtung; der Abzweig nach Bulle liegt außerhalb des Bahnhofs.

Bulle ist das Zentrum des Greyezer Bahnnetzes mit Depot und Hauptwerkstätte, umfangreichen Bahnanlagen in Normal- und Schmalspur (teilweise dreischienig) sowie Rollwagen- bzw. Rollbockübergabe. Die Züge beider Spurweiten halten an einem gemeinsamen Mittelperron, was das Umsteigen erleichtert. Auch hier besorgen Stationstraktoren das Rangiergeschäft.

Das Gesamtnetz der GFM-Schmalspur wurde von Anfang an elektrisch mit 800 V Gleichstrom betrieben. Ein Übergang der Fahrzeuge auf die benachbarten MOB und CEV war somit möglich und wird auch heute praktiziert. Vor allem durchgehende Güterzüge nach Chateau d´Oex oder Saanen, bespannt mit GDe 4/4 der GFM, verkehren planmäßig. Umgekehrt befahren Sonderzüge der MOB auch das GFM-Netz. Ein Beispiel dafür sind die wöchentlichen Super-Panoramic-Züge zur Schokoladenfabrik in Broc. Häufig sind auch Dampfzüge der Museumsbahn Blonay-Chamby via MOB auf der GFM zu Gast

Der planmäßige Personenverkehr wird auf der Hauptlinie Palézieux - Bulle - Montbovon heute im Taktverkehr abgewickelt. Auf der Zweiglinie wird nicht im Taktverkehr gefahren, aber auch hier gibt es ein relativ dichtes Angebot.


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Copyright © 1996 Stefan Dringenberg, letzte Änderung 26.01.2000